Interview mit Univ. - Prof. Raimund Jakesz
Österreichische Brustkrebsforscher sind im internationalen Vergleich Weltspitze. 90 Prozent aller Frauen mit Brustkrebs können bei rechtzeitiger Diagnose geheilt werden. Für Prof. Dr. Raimund Jakesz gibt es keine Zufälle: “Dass jemand Krebs bekommt ist kein Zufall.” - “Es ist wichtig, dass die Patienten die Verantwortung übernehmen, für das, was ihnen passiert".
Woher weiß er das? Unter anderem auch vom Synergetik Institut (heute Psychobionik Institut). Er hat hier 2004 selbst einige Sessions genommen und Vorträge von Bernd Joschko zum Synergetik Profiler gehört, ebenfalls hat seine Frau die Grundausbildung zur Synergetik Basic absolviert. Unserer Zeitschrift "Innenweltreisen" gab er ein Interview. Heute ist er der Beste weltweit auf dem Gebiet "Brustkrebsheilung". Im März 2021 erhielt er von der Studiengesellschaft ABCSG im Rahmen des 5th Vienna Breast Surgery Day den »Lifetime Achievement Award.
International anerkannter Onkologe und Experten auf dem Gebiet des Mammakarzinoms, Leiter der Klinischen Abteilung für Allgemein-Chirurgie am AKH Wien
„Konzentriere Dich nicht auf die Krankheit, konzentriere Dich auf den Menschen“
„Krebs ist ein Lernprozess, den die Seele selbst uns sendet“, so lautete eine der zentralen Thesen, die Prof. Jakesz nach langer ärztlicher Tätigkeit und Auseinandersetzung mit dieser Frage entwickelt hat. In einem Gespräch mit Innenweltreisen macht er die Konsequenzen deutlich, die sich aus seinem Ansatz ergeben. Gegen den vorherrschenden Trend der Schulmedizin, rückt er den Mensch als einen ganzheitlich wirkenden Organismus in den Mittelpunkt seines Bemühens. Er macht deutlich, dass alle Ebenen menschlichen Daseins an der Entstehung einer Krankheit beteiligt sind und demzufolge im Heilungsprozess auch berücksichtigt werden müssen. Dabei plädiert er leidenschaftlich für eine Synergie der verschiedenen therapeutischen Ansätze und Methoden und rückt dadurch die Frage nach einer Bewusstwerdung um Krankheitshintergründe und die gegenseitige Bereicherung unterschiedlicher Sichtweisen zum Wohl des erkrankten Menschen in den Mittelpunkt seiner Überlegungen.
Wir würden gerne mehr über Ihre Sicht von Brustkrebs hören, die Sie in den langen Jahren Ihrer Tätigkeit als Arzt und Chirurg entwickelt haben.
Zu Beginn habe ich den Brustkrebs als eine somatische Erkrankung eingeordnet. Also als eine Krankheit, die in der Brust entsteht, dort ist sie beheimatet, dort kann ich sie wegoperieren, wegbestrahlen und wegchemotherapieren und sonstige Therapien machen. Und erst schrittweise bin ich mir dessen bewusst geworden und sage das auch schon seit vielen Jahren, dass wahrscheinlich jede Krankheit – mit Sicherheit aber Brustkrebs – ein Symptom ist, aber keine Krankheit per se. D.h. diese Krankheit hat andere Ursachen und diese liegen nur sehr selten auf körperlichem Gebiet. Zu nennen wäre hier die etwa 5% aller Patientinnen betreffende genetisch bedingte Krebsform, bei der ein sog. Tumorsuppressorgen, d.h. ein Tumorunterdrückungsgen verändert ist. Ich würde die rein körperlichen Ursachen vielleicht einmal auf 10% aller Fälle ansetzen.
Es bleibt also das „gros“ der Patientinnen, die ihre Krebserkrankung aufgrund anderer Ursachen, ganz grob gesagt: nicht aus in der Materie sondern im Geistigen bedingten Gründen, bekommen. Am Ende eines Gespräches sage ich oft: „Brustkrebs ist eine Gnade“. Wenn man das am Anfang eines Gespräches sagen würde, würde eine Patientin diesem Gedanken kaum folgen können.
Ich bin jedoch im Zuge meiner persönlichen Entwicklung, die mich zu der Beschäftigung mit diesen Dingen veranlasst hat, zu der Meinung gelangt , dass Krebs einen Lernprozess darstellt, den uns unsere Seele selbst sendet. Die Seele spricht kontinuierlich mit uns, aber so leise, dass wir sie üblicherweise schwer verstehen, es sei denn wir nehmen unsere gesamte Aufmerksamkeit und wollen mit unserer Seele in einen Dialog eintreten. Das tun wir allerdings sehr selten, weil unser Leben andere so„wichtige“ Aufgaben hat und ich spreche hier von den Dingen, die wir im Äußeren wichtig nehmen und dadurch bleibt für das Innere wenig übrig.
Wenn jetzt schwere und kontinuierliche, manchmal in der Kindheit oder im früheren Leben begründete Traumen einander so potenzieren, dass die Seele einen Aufschrei machen muss, dann entsteht eine Krankheit. Die Frage, welche Krankheit im einzelnen entsteht, ist in der einschlägigen Literatur ausreichend dokumentiert, in der nachzulesen ist, wo psychische Symptome eine sichere körperliche Realisierung, eine Materialisation suchen.
Über Jahre hinausgehende Traumatisierungen bilden bei Brustkrebs meiner Ansicht nach in erster Linie den Hintergrund. In unserer Gesellschaft sind Frauen häufig in einer Situation, in der sie in erster Linie zu funktionieren haben. Dadurch entsteht eine enorme Druckerhöhung in dem Leben von vielen Frauen. Natürlich auch, weil die Frau ihre Aufgabe oft im Äußeren sucht, aber auch suchen muß. Das sind Dinge, die gemäß dem Prinzip „wie außen so innen“ im Äußeren eine Druckerhöhung provozieren, die im Inneren durchaus nachvollzogen wird – auch wenn die freie Willensentscheidung hierbei eine Rolle spielt. Und wenn das so weit geht, dass nicht einmal mehr Zeit für das Notwendigste ist und man eine Frau sieht, die eigentlich trotz aller Be-mühungen, die sie macht, noch immer zu wenig leistet, dann dürfte es zu entsprechenden Reaktionen in der Seele dieser Frau kommen.
So entsteht als nicht schuldhafte Reaktion auf das Leben eine Erkrankung, und bei Frauen ist es häufig Brustkrebs. Wenn eine Patientin die Ursachen der Krebserkrankung erkannt hat und auch weiß, dass der Krebs kein Zufall ist, sondern dass er eine Reaktion und ein Lernprozess ist, den wir uns selber senden, dann ist ein wesentlicher Schritt getan. Wenn eine Patientin versteht und akzeptiert, dass die primäre Ursache im Geistigen liegt, im Emotionellen, im Spirituellen, vielleicht auch im Mentalen – das sind ja überlappende Kreise, die gar nicht so leicht auseinanderzuhalten sind – dann ist es möglich, in eine sog. geistige Therapie einzutreten.Die Neue Medizin von Dr. G. Hamer fokussiert gerade auf diesen physischen Hintergrund von Erkrankungen. Wie beurteilen Sie seinen Ansatz und worin bestehen demgegenüber Ihre eigenen therapeutischen Schritte?
Es gibt bezüglich der Abfolge von Therapieprinzipien meiner Ansicht nach drei verschiedene Möglichkeiten: Entweder es gibt Ärzte und Patienten, die den geistigen Weg völlig ablehnen. Es gibt zweitens Heiler, oder solche, die es gern wären oder die glauben, dass sie es sind, die diesen körperlichen Prozeß hinsichtlich Operation, Strahlentherapie, Chemotherapie usw. – so wie Hamer das tut – völlig ablehnen. Und es gibt solche, die einen Mittelweg für sich nehmen und ich nehme ihn auch. Ich möchte dies näher begründen.
Ich glaube aus meiner Erfahrung he-raus, dass es nicht möglich ist vorherzusehen, ob ein Mensch in der Lage ist, in diesen Selbstheilungsprozess wirklich einzutreten – und das Eintreten alleine genügt nicht – sondern diesen Selbstheilungsprozess bis zur Heilung, bis zur psychischen Heilung, zur emotionalen Heilung, zur seelischen Heilung durchzuhalten und durchzumachen. Ich glaube nicht, dass man von vornherein sagen kann: „Sie können diesen Selbstheilungsprozess erfolgreich durchführen, da kann ich auf die Operation verzichten“.Es ist für mich überhaupt keine Frage, dass man Krebs geistig heilen kann oder könnte, wenn für den Betroffenen, der sich selbst heilen will, optimale Bedingungen gegeben sind. Und es ist sehr die Frage, wie oft und in welchem Prozentsatz sind diese Bedingungen gegeben? Wenn ein Mensch möglicherweise so weit ist, dass er in seinem Bewusstsein so spirituell oder so geöffnet ist, dass er sich selbst heilen kann, dann glaube ich, dass solche Menschen Krebs nicht bekommen, weil sie diesen „Lernprozess Krebs“ wahrscheinlich nicht benötigen, weil sie in ihrem Lernprozess selber fortgeschritten sind.
Erörtern Sie diese Fragen auch im Gespräch mit Ihren Patientinnen?
Ich beginne das Gespräch mit meinen Patientinnen über diese Fragen täglich und ich tue das gerne, denn ich sehe es als eine meiner wesentlichen Aufgaben an. Ich glaube es ist eine wichtige Aufgabe, mit einer Patientin eine solche Bewusstseinserweiterung zu beginnen und diese Türe aufzustoßen und sie mit diesem Wissen auf den ihr eigenen Weg zu bringen.
Aber es ist meiner Ansicht nach nicht entscheidend, dass wir sensationelle Heilerfolge haben, weil wir sie wahrscheinlich nicht vorhersagen können. Es gibt Spontanheilungen, die auf dieser Ebene passieren. Nur wird es bei vielen oder bei manchen nicht funktionieren. Ich würde mich sehr sorgen, diesen Patientinnen zu schaden und es ist völlig irrelevant, ob man jetzt den Heilungsprozess der Seele beginnt vor einer Operation, nach einer Operation oder mit einem gerade beginnenden Brustkrebs.
Der Punkt ist für mich, dass man diesen Betroffenen im Rahmen des menschlichen Mitgefühls erklärt, welche Bedeutung im Leben eines Betroffenen oder einer Betroffenen Krebs haben kann. Und dass man dann die Entscheidung, sich auf einen geistigen Weg zu begeben, diesen Menschen überlässt. Anders geht es ja wohl nicht: im Rah-men des freien Willens soll diese Betroffene das akzeptieren oder auch nicht, es ist nicht meine Entscheidung. Aber ich glaube, man kann durch schulmedizinische Maßnahmen den Raum eröffnen, um diesen Prozess, sich mit dem Inneren, mit den Traumen, den Verwundungen und Verletzungen, mit den Kindheitserfahrungen auseinanderzusetzen, dann auch einzuleiten. Also wenn man schulmedzinische Maßnahmen ergreift, so gibt man einer Patientin genügend zeitlichen Spielraum, in dem sie in ihre Selbstheilung eintreten kann und sie jetzt nicht unter dem Druck ist zu sagen, ich muß jetzt, sonst gerät mein Krebs außer Kontrolle und wächst und wächst. Und ich schaffe es noch immer nicht und ich weiß noch immer nicht, was war in meiner Kindheit oder wie komme ich aus diesem Druck hinaus?
Deswegen meine ich, ist für mich der Weg von Hamer eigentlich nicht der richtige. Ich glaube, dass ein Teil dessen, was er sagt, sich durchaus mit dem deckt, was viele andere sagen. Aber ich glaube, er hat einen Absolutheitsanspruch, der genauso dogmatisch ist wie die Schulmedizin dogmatisch sein kann. Und beide dieser Dogmen stehen am Rand. Der eine sagt, die Schulmedizin, die gesamte körperliche Therapie ist sinnlos, es genügt und es funktioniert eine geistige Heilung und der andere und viele Schulmediziner vertreten das andere Extrem: Geistig bei Krebs, was soll das sein? Es ist eine Krankheit, die schneide ich raus, dann bestrahle ich und dann gebe ich eine Chemotherapie und dann ist die Patientin gesund. Meiner Meinung nach ist die Synthese dieser beiden Erfahrungen für einen erkrankten Menschen der beste Weg.
Ich habe kürzlich folgende Begebenheit gehabt, die das eigentlich sehr gut schildert. Ich hatte vor geraumer Zeit eine Patientin mit einem fortgeschrittenen Brustkrebs und einem Befall der Lymphknoten. Und ich fühlte mich zu dieser Patientin in meinem Wunsch, ihr zu helfen, wieder gesund zu werden, sehr hingezogen. Diese Patientin machte dann eine Chemotherapie und ich bin sofort in einen Dialog mit ihr eingetreten. Ich habe versucht, sie intensiv zu beraten. Von Anfang an habe ich ihr gesagt, dass sie sich jetzt nicht auf ihren Brustkrebs, sondern auf ihre Seele konzentrieren soll und ich kümmere mich um ihren Brustkrebs. Nach etwa 6 Monaten waren wir sehr gut vorangekommen und sie hat weitere spirituelle Hilfe in Anspruch genommen.
Dass eine solche Frau auf einem ausschließlich spirituellen Weg ihre Krankheit in den Griff bekommen kann, wo sie dem Begriff Spiritualität offenbar das erste Mal begegnete, als ich mit ihr zu sprechen begann, das halte ich für wenig wahrscheinlich. Es war mit der Gabe einer wirklich hochdosierten Chemotherapie, die auch entsprechende Nebenwirkungen hatte, gerade möglich, sie in einen gut operablen Zustand zu bringen und deswegen meine ich, ist eine Synthese zwischen dem, was wir bisher gemacht haben – schulmedizinisch – und einer intensiven Selbstheilung, einer unterstützten Selbstheilung, sinnvoll.
Ich meine zusammenfassend, dass es absolut notwendig ist, dass ein Mensch sich seelisch heilen muss, die Ursachen erkennen muss, an diesen Ursachen arbeiten muss. Wenn er die zugrunde liegenden Wurzeln für seine Erkrankung erkennt, ist es sehr wahrscheinlich, dass eine Erkrankung nachhaltig positiv beeinflusst wird.
Die Synergetik-Therapie geht von einer Synchronizität der Vorgänge auf emotionaler, körperlicher, geistiger und auch spiritueller Ebene aus. Wie schätzen Sie dieses Verfahren ein?
Natürlich ist es im Rahmen der Quantenphysik und seitdem man die Quantenphysik kennt, vollkommen klar, dass auch die Emotion einen somatischen Ausdruck besitzt, wenn wir ihn auch nicht erkennen. Natürlich spielt sich alles auch auf materieller Basis ab, aber Materie und Geist sind ja vollkommen austauschbar. Es gibt nicht Geist und Materie parallel, sondern sie sind letzt-endlich eines und wenn man hinschaut, wenn man die Aufmerksamkeit auf einen Prozess lenkt, der jetzt in der Umwandlung von Materie auf Geist beruht, dann ist es immer die Frage, was ich sehen will und was ich untersuchen will. Wenn ich einen geistigen Prozess, einen energetischen Prozess nachweisen will, dann kann ich das natürlich machen, aber es kommt auf meine Beobachtung an. Energie und Materie sind beliebig austauschbar. Und nachdem Materie und Geist beliebig austauschbar sind, ist es auch letztendlich nicht wichtig, ob man einen wenig mehr körperlichen oder wenig mehr geistigen Ansatz für sich definiert. Das ist nur eine Sicht der Dinge. Letztendlich ist es irrelevant und letztendlich muss man sehen, dass eine Krankheit nicht auf dem Körperlichen, sondern im Geistigen beruht und daher muss man sich – wie innen so außen – dem auch im Seelischen nähern.
Was mich an der Synergetik besonders beeindruckt ist, dass man offenbar durch diesen Weg in das Chaos, auch in das körperliche Chaos bei dem Lösungsprozess, dass man durch das Durchgehen durch das Chaos in eine neue Ordnung kommt. Und diese Neuordnung stellt sich auch glücklicherweise ein, ohne dass man es so genau beschreiben kann, wie diese neue Ordnung entsteht und warum und ob man das beeinflussen kann. Tatsache ist, dass wenn man durch einen solchen Prozess geht und man den Weg durch das Chaos in eine neue Ordnung geht, dass es einem in der neuen Ordnung besser geht. Und das ist glaube ich das Entscheidende.
Und ob das wirklich in dieser spezifischen Situation und zu welchem Zeitpunkt zu der Heilung einer Erkrankung führt, hängt wahrscheinlich davon ab, wie gut jemand diesen Prozess durchläuft und wie gut er in sein ganz Inneres hineingeht und wenn da viele Prozesse nebeneinander laufen, so kann das auch mal ein Jahr dauern. Und wenn diese Frau in diesem Jahr nicht in der Lage ist, sich all diesen Dingen so zu nähern, dann ist der Krebs eben größer. Wenn ein Thema aber so schnell nicht geklärt werden kann, dann meine ich, ist der parallele Weg der sicherste.
Aus Ihren Worten wird deutlich, dass Sie um ein Höchstmaß an Verantwortlichkeit gegenüber ihren Patientinnen bemüht sind, diese aber auch eine Eigenleistung erbringen müssen. Welche Erfahrungen haben Sie in diesem Bereich gemacht?
Ich möchte Ihre Frage mit zwei Beispielen aus der Praxis beantworten. Auch ich verliere Patientinnen, bei denen ich mir außerordentlich viel Mühe gegeben habe. Ein Beispiel: Eine Patientin hatte Krebs, es war eine völlig klare Diagnose, aber sie hat es von Anfang an eigentlich verneint, negiert, nicht wahrhaben wollen. Ich habe mehrmals mit ihr gesprochen, habe ihr dann eine Diagnose gestellt, sie zur Chemotherapie geschickt und habe ihr gesagt, und zwar sehr eindringlich, dass das ein Symptom ist, dass sie in ihre Verantwortung für ihre Selbstheilung treten und für ihre Heilung etwas tun muss. Diese Patientin war dem ganz abgeneigt, sowohl der körperlichen Therapie als auch der seelischen Therapie. Sie hat den Weg nicht beschritten, den ich ihr vorgeschlagen habe und ich weiß nicht , was mit ihr passiert ist. Ich habe des weiteren ganz kürzlich eine Patientin operiert mit folgender Vorgeschichte: sie hat einen dominanten Mann, sie selbst ist eine zarte Person, die aufgeht in allem – nur nicht in sich selbst. Sie verfügt über wenig Selbstvertrauen und der Mann, der zu den Gesprächen mitkommt, ist zwar sehr nett zu ihr, aber dominant und die Patientin ist in ihrem Selbstwertgefühl wenig ausgeprägt. Die Patientin hatte ausgedehnte Lymphknotenmetastasen von einem nicht nachweisbaren kleinen Brustkrebs, der ist offenbar einen Millimeter groß. Es hat in dieser Situation gar keinen Sinn, die Brust zu operieren. Also habe ich die Lymphknotenmetastasen entfernt und bin dann mit ihr in einen Dialog eingetreten. Und ich habe ein wenig forciert – es waren zwei, drei intensive Gespräche, so gut ich es eben kann und ich habe gesagt: „Gnädige Frau, Sie selbst müssen Verantwortung tragen“. Daraufhin fragt sie mich: „Wieso ich? Sie haben doch für mich die Verantwortung, wollen Sie sich vielleicht aus Ihrer Verantwortung stehlen?“ Meine Antwort war: „Ich bin ganz enttäuscht, dass Sie das sagen, mache ich den Eindruck, als ob ich mich aus meiner Verantwortung stehlen will? Aber Sie haben die Verantwortung für sich, es ist Ihre Erkrankung, es ist nicht meine Erkrankung. Sie müssen sich um Ihre kümmern, das heißt ja nicht, dass ich Sie alleine lasse! Aber das heißt, dass ich meinen Teil tun muss, aber ohne, dass Sie Ihren Teil für Ihre Gesundheit tun, kann ich Nichts!“ Angesichts der gegenwärtigen gesamtgesellschaftlichen Situation, was ist Ihre Vision von einem Gesundheitswesen, dass Ihren Vorstellungen entspricht?
Meine Vision wäre zweifelsohne, dass man Krankheiten nicht mehr nur auf einer körperlichen Ebene betrachten und heilen soll. Mehr und mehr gelingt es mir, wie z.B. gestern während einer Tagung, dass ich aufgrund von glücklichen Umständen – weil der Computer ausfällt – über diese Fragen sprechen kann. Und ich habe diese Zeit auch genutzt und habe über die Aspekte, die wir hier erörtert haben, einen kurzen Abriss gegeben.
Danach ist ein Kollege auf mich zugekommen und hat gesagt: „Sie haben mir aus der Seele gesprochen, ich habe Prostatakrebs und ich bin Strahlentherapeut und seitdem ich diese Krankheit habe, betrachte ich eigentlich meine Patienten anders“. Er beschäftigt sich offenbar strahlentherapeutisch sehr intensiv mit dem Prostatakarzinom und er sagte weiter: „Es sind eigentlich jetzt nicht mehr Patienten, es sind eigentlich meine Brüder“. Ich habe ihn umarmt, weil es mich sehr berührt hat und weil ich mir dachte, es ist eigentlich eine tolle Erkenntnis. Er ist über den Weg der Erkrankung in eine Bewusstseinserweiterung eingetreten und hat dadurch nachhaltig seinen eigenen medizinischen Therapieprozess geändert. Ich will damit nicht sagen, dass jeder Arzt unbedingt eine Krebserkrankung bekommen muss, um diesen Weg nachvollziehen zu können.
Aber wann immer ich die Gelegenheit habe, das anzusprechen, tue ich das. Nehmen wir uns Zeit für die Patienten, gehen wir auf ihre psychische Situation ein, versuchen wir, den Menschen als Ganzes zu sehen. Ich habe ein sehr schönes Dia-Positiv, das ich sehr häufig zeige, das ist eine Seerose, eine strahlende Seerose, und da steht: „don’t focus on the disease, focus on the human being“ Konzentriere Dich nicht auf die Erkrankung, konzentriere Dich auf den Menschen. Ich glaube, es wird im Zuge dieser sich verändernden energetischen Bedingungen sicher möglich sein, dass es hier zu einem nachhaltigen Umdenken kommt.
Kürzlich habe vor etwa 200 Studenten eine Vorlesung gehalten, die sich ausschließlich mit dem hier Gesagten beschäftigte. Ich habe den Studenten gesagt: „Ihr braucht nicht mitschreiben, Ihr könnt Euch zurücklehnen und braucht gar nichts machen – nur hört zu mit Eurem Herzen“. Diese Studenten sind 19 Jahre alt, zu denen hat überhaupt noch nie ein Professor so gesprochen. Die kennen das gar nicht, die sind im ersten Semester, die haben überhaupt keine Ahnung von der Medizin. Und sie waren mit ihrer Aufmerksamkeit dabei – ich habe eine Stunde Vorlesung gehalten und es war mir zumindest einmal möglich, sie mit diesen Vorstellungen zu konfrontieren und zu versuchen, eine Saat zu säen.
Meine Vision ist es, dass man diese Entwicklung schrittweise, nicht im Sinne eines Absolutheitsanspruchs für einen Teil, sondern im Sinne einer Synergie zwischen den verschiedenen Ansätzen vorantreibt.
Es gibt für mich immer wieder die Möglichkeit, solche Fragen im Rahmen meiner Vortragstätigkeit, die ja sehr extensiv ist, anzusprechen. Ich tue das nicht penetrant, ich tue es nicht so, dass ich jetzt alles andere negiere und mich ausschließlich darauf konzentriere, sondern das Feld muss langsam und sehr vorsichtig bereinigt und bereitet werden. Wenn Mehrere oder Viele das schrittweise für sich akzeptieren – und wenn das mehr und mehr werden, kann man der Sache sehr viel Gutes tun. Gesamt gesehen ist der Ansatz von Dr. Hamer letztlich kein gangbarer Weg. Es ist auch der ausschließlich schulmedizinische Weg kein gangbarer Weg. Und daher muss man hier eine gewisse Synergie schaffen, die ist in der Mitte und es ist wichtig, an diesem Punkt in wissenschaftliche Fragestellungen einzutreten.
Aber das ist alles ein jahrelanges Programm. Und ich beteilige mich daran, weil es mich auch freut und es ist nicht so, dass ich etwas Theoretisches erzähle, was ich nicht selber in der Praxis durchführe. Wir bewegen uns unter Umständen auch auf Ebenen, die man gar nicht anspricht, in denen z.B. auch eine emotionelle Bindung an den Therapeuten zu einer solchen Umstellung des Inneren einer betroffenen Patientin führt, dass das offenbar völlig ausreicht. Es gibt da wahrscheinlich so viele Nuancen, je nachdem, wie verwundet ein Mensch ist und wo jetzt die Verwundungen liegen. Ich habe in dieser Richtung viele Erfahrungen gemacht, die mich zutiefst berührt haben.
Prof. Dr. Raimund Jakesz
Prof. Dr. Raimund Jakesz ist Leiter der Klinischen Abteilung für Allgemeinchirurgie an der Universitätsklinik für Chirurgie Wien. Einer seiner Schwerpunkte ist die Behandlung von Patientinnen, die an Brustkrebs erkrankt sind. Neben seiner ärztlichen Tätigkeit ist er als außerordentlicher Universitätsprofessor in der Lehre tätig und leitet zahlreiche Forschungsprojekte an. Als Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Chirurgie und Mitglied in zahlreichen weiteren Vereinigungen wie u.a. der Deutschen Krebsgesellschaft, wird er häufig gerade in Fragen der Ethik zum Gutachter berufen.. Seine internationale wissenschaftliche Vortragstätigkeit führt ihn über den europäischen Raum hinaus in die USA und in die asiatischen Länder.
In all seinen Tätigkeitsfeldern nutzt er seine Möglichkeiten und auch seine Renomee als international anerkannte Kapazität, um für den Gedanken einer ganzheitlichen Medizin einzutreten.